Bild und Ton synchron – wie geht das?

Den Tonfilm gibt es jetzt fast 100 Jahre. Wir sind daran gewöhnt. Wenn irgendwo bewegte Bilder abgespielt werden, dann hören wir auch den Ton dazu. Mal abgesehen von den stummen Videoclips auf den Monitoren in der U-Bahn und den Werbewänden in den Städten und Bahnhöfen. Wer nun einmal eine Super-8 Kamera oder auch 16 und 35 mm Film ausprobiert hat, wird schnell merken, daß Bild und Ton erst im Schnitt zusammenfinden. Ohne dem bleiben die Bilder stumm. In der digitalen Welt von heute ist das vertonen und synchronisieren dank Computer und Programmen zum Videoschnitt sogar etwas einfacher geworden. Trotzdem gibt es Stolpersteine, die man kennen muss. Wir sparen uns den ganzen historischen Abriss und kommen direkt zur Sache: Sie möchten synchronen Ton zum bewegten Bild aus der Filmkamera haben? Es gibt kein Filmmaterial mehr, mit dem man Ton direkt auf dem Film aufnehmen kann. Mal von Exoten abgesehen, die eine Lichttonspur auf den Film schreiben können. Lichtton hat allerdings keine besonders gute Qualität. Auch die digitalen Fotokameras, zum Beispiel die inzwischen schon betagte Canon 7D oder die Nikon D90, haben nur einen bescheidenen Mono-Toneingang, realisiert als popelige 3,5er Miniklinke. Also müssen wir den Ton separat, extern aufzeichnen.

Hier gibt es nun die ersten Achtungszeichen: Filmkameras boten und bieten eine ganze Reihe von Laufgeschwindigkeiten. Normal 8 hat üblicherweise 16 B/s. Super-8 kann mit 18 oder 24 B/s laufen. 16mm hatte ganz früher 16, später 18, aber auch 24 und 25 Bilder pro Sekunde Laufgeschwindigkeit. Gut zu wissen: mit der Einführung des Tonfilms im professionellen Kino einigte man sich auf eine Geschwindigkeit von 24 B/s. Dies ist übrigens eine der ganz wenigen Normen, die sich weltweit durchgesetzt haben. Kompliziert wurde es mit der Verbreitung des Fernsehens. Dessen Bildfrequenz koppelte man der Einfachheit halber an die Frequenz des Stromnetzes. So entstanden Videonormen mit 50 (Halb)Bildern pro Sekunde sowie 60 (Halb)Bildern pro Sekunde. Während es bei 50 Halbbildern = 25 Vollbildern vertretbar ist, einen Kinofilm mit 24 Bildern pro Sekunde einfach ein bißchen schneller laufen zu lassen, gab es in den Ländern mit 60 Hertz in den Stromnetzen große Schwierigkeiten, Kinofilme ins Fernsehen zu transferieren. Vereinfacht ausgedrückt müssen 6 Bilder, die es im Original nicht gibt, in den Film eingefügt werden. Was zu unschönen Ruckeleffekten führt.

Kurz gesagt, synchroner Ton funktioniert nur mit zwei Bildfrequenzen richtig: mit 25 eigentlich immer. Mit 24 wenn die Hardware sowie die verwendete Software es erlauben.

Überlegen sollte man auch: Muss es synchroner Ton sein? Enthält der Film Sprachsequenzen? Sind zeitkritische Tonelemente, wie Schläge, Schüsse oder gespielte Musikinstrumente enthalten? Falls ja, dann werden wir nicht um synchronen Ton herumkommen. Sind es nur atmosphärische Klänge, wie Verkehr, Vogelgezwitscher, Waldrauschen, Wind, fernes Geplapper von Menschen? Die braucht man nicht unbedingt am Ort des Geschehens mit aufzunehmen. Es gibt dafür nicht nur etliche Datenbanken im Internet, die den Download von kostenlosen Geräuschen anbieten. Es fällt in der Regel auch nicht auf, wenn die Stadtatmo mal eben schnell vor der eigenen Haustür aufgenommen wurde. Oder man zieht sich speziellere Geräusche, wie Bagger, Kräne, Loks oder Autos aus der unerschöpflichen Masse an Youtube-Videos, von Vimeo oder wie die Plattformen auch immer heißen mögen.

Am einfachsten funktioniert die Tonaufnahme mit einem digitalen Aufnahmegerät. Egal, ob es ein spezielles Teil aus dem Musikerladen oder eine App auf dem Smartphone ist. Wenn die Tondatei später an die Filmdatei im Schnittprogramm angelegt wird, dann ist sie automatisch synchron – wenn die Kamera quarzsynchron lief. Dazu später mehr. Wichtig ist, das richtige Projekt anzulegen: Wenn mit 25 B/s gefilmt wurde, dann muss auch ein 25fps Projekt angelegt werden. Das wäre der einfachste Fall. Wenn mit 24 B/s gefilmt wurde, dann kann man inzwischen auch 24 fps Projekte anlegen. Hier gibt es aber ein paar Schwierigkeiten mit der Hardware des Computers. Denn eine normale Computergrafikkarte schaltet für die Vorschau eines Filmes aus dem Schnittprogramm nicht extra auf 24 Hertz um. Entweder gibt das Schnittprogramm die 24 fps schneller wieder, so das es 25 fps werden. Oder das Schnittprogramm passt die Wiedergabe der Bildwiederholfrequenz des Bildschirms an, was zu Ruckeleffekten führen kann. Wer die Vorschau seines Videoschnitts über die normale Grafikkarte und den Computermonitor laufen lässt, sollte ohnhin die Bildfrequenz auf 50 Hertz einstellen. Dazu muss man den Monitor über HDMI anschließen. DVI und Displayport kennen keine 50 Hertz. Es gibt seit einiger Zeit spezielle Ein- und Ausgangskarten (Stichwort AJA oder Blackmagic Design Decklink), diese können durchaus 1080p24 wiedergeben. Bevor man das aber ausprobiert, sollte man ganz genau wissen, ob das Schnittprogramm diese Karten und diesen Modus auch wirklich unterstützt. Und solche Garantien gibt es erst mit Software wie Premiere Pro CC, AVID Media Composer, Fusion, oder Final Cut pro, Sony Vegas pro, etc. pp..

Wer ein Tonbandgerät oder einen Kassettenrekorder zur Aufnahme nutzen möchte, kann das gerne tun. Jedoch haben analoge Medien einen gewissen Schlupf, der dafür sorgt, das Bild und Ton ohne Regelung bald auseinanderlaufen. Es gab für Filmton diverse Modelle, die meist den Zusatz AV oder synchro in der Typenbezeichungn hatten, zum Beispiel von Uher und Philips. Oder es wurden Geräte modifiziert. Das bekannte UHER Report gibt es in unzähligen Umbauvarianten für Synchronton. Allerdings sind die meisten davon an einen speziellen Synchronizer und deren Hersteller gebunden. Eine Sonderstelleung hat das Uher Report 1200 Synchro oder Uher 1000 Report Pilot. Diese Geräte besaßen ab Werk einen zusätzlichen Tonkopf für Synchronimpulse. Die legendären tragbaren NAGRA oder Stellavox Tonbandgeräte der Profis waren seinerzeit sündhaft teuer. Sie waren hochpräzise gefertigt, hatten eine leistungsfähige Elektronik, besaßen bereits ab Werk einen zusätzlichen Tonkopf für das Synchronsignal, Einrichtungen zur Fremdsynchronisation über Pilotton und je nach Ausstattung einen quarzgenauen 50 Hertz-Pilotgenerator. Mit dessen Hilfe konnte die Bandgeschwindigkeit schlupffrei geregelt werden . Zur Nachbearbeitung des Tons im Schnitt gab es für den Amateur sogenanntes Perfoband. Das war perforiertes Tonband, meist 1/4 Zoll breit, aber auch 1/2″ Zoll gab es. Dafür wurden diverse Bandmaschinen aller Preisklassen mit einem Lesekopf, also einer LED-Lichtschranken-Konstruktion ausgestattet. So gab es diese Modifikation zum Beispiel für REVOX A77, TEAC 3440, TASCAM 34B, TASCAM TSR-8, diverse ASC-Maschinen und viele andere Tonbandmaschinen mit einem geregelten Gleichstrommotor. Das war die Grundvoraussetzung für eine Modifikation der Motorsteuerung. Perfoband gab es auch bei den Profis. Dort versteht man unter diesem Begriff aber eine Art Magnetfilm. Dieser war im Format 16mm genauso breit wie der Film fürs Bild und hatte auch die gleiche Perforation. Für 35mm gab es 17,5mm breiten Magnetfilm. Dieser war damit halb so breit und hatte nur auf einer Seite die Perforationslöcher des 35mm-Films. Die Laufgeschwindigkeit von Perfoband und Bildfilm waren identisch. Bespielt wurde diese Sorte Perfoband mit schrankgroßen sogenannten Perfoläufern. Es gab die Rand und die Mittenspur. Die Randspur eines 16mm-Perfobandes kann man theoretisch mit einem 16mm-Projektor abspielen. Allerdings ist Magnetfilm dünner als Bildfilm. Er läuft in der Regel nicht störungsfrei durch die automatische Filmeinfädelung. Die Zweibandprojektoren von Siemens oder BAUER waren daher Handeinleger. Sie sind im Prinzip heutzutage eine der seltenen Möglichkeiten Perfoband zusammen mit dem Bildfilm abszuspielen. Im Profilager sagte man „SEPMAG“ dazu – „separater Magnetton“.

Kassettengeräte wurden ebenfalls mit einem zusätzlichen Tonkopf für Synchronsignale und einer Modifikation der Motorsteuerung ausgerüstet. So zum Beispiel das SONY TC-D5 in allen Varianten und der Walkman SONY WM-D6C.

Nutzer digitaler Aufzeichnungsgeräte sind fein raus. Sie starten einfach die Tonaufnahme, dann die Kamera und klatschen einmal vor der Kamera laut in die Hände. Oder schlagen profilike eine Filmklappe. Wichtig ist, das sowohl im Bild als auch im Ton eine markante Marke erscheint, die es ermöglicht Bild und Ton übereinanderzulegen.

Wer einen analogen Rekorder einsetzen möchte, der muss wissen, welche Synchronsignale die Kamera zur Verfügung stellen kann. Im professionellen Bereich (16mm-Film) war das der sogenannte Pilotton. Das ist eine 50 Hertz-Frequenz, die von einem Generator erzeugt wird, der mit dem Kameramotor in Verbindung steht. Die Pilottonfrequenz von 50 Hertz ist laut EBU-Norm für die Bildfrequenz von 25 B/s vorgesehen. Für 24 B/s sind 60 Hertz vorgesehen. Ich kenne allerdings keinen Synchronizer, der das verarbeiten kann. Also immer schön dran denken: 25 B/s = 50 Hertz Pilotton. Das ist übrigens wichtig, wenn mehrere Kameras am Drehort eingesetzt werden. Denn mit dem Pilotton kann man nicht nur Ton, sondern auch andere Kameras synchronisieren. Das war zum Beispiel früher von Bedeutung, wenn in der Szenerie Bildschirme auftauchten, also die von früher, mit Bildröhren. Die hatten nämlich einen fiesen Bildstrich quer über den Schirm, wenn die Kameraphase nicht ganz stimmte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Andere Kameras, speziell im Bereich Super-8, hatten nur einen Blitzkontakt. Ähnlich wie beim Fotoapparat wird hier ein Kontakt geschlossen, wenn ein Bild belichtet wird. Legt man hier eine Gleichspannung an erhält man eine Impulskette, die mit der Bildfrequenz korrespondiert. Leider kann man diese Impulse nicht mit einem Audiorekorder aufzeichnen. Dafür ist der Gleichspannungsanteil zu hoch. Deshalb gab es so genannte „1000 Hertz-Impulsgeber“. Wie diese funktionierten kann man der Grafik entnehmen. Die blaue Linie soll die Einschaltdauer des 1000 Hz-Tongenerators verdeutlichen. Aufgezeichnet wurden diese Impulsketten ebenfalls mit dem separaten Tonkopf, der auch schon beim 50 Hertz-Pilotton erwähnt wurde. Sogar eine eigene Norm gab es für diese Impulse. DIN15970.

Es gab auch so genannte „Nadelimpulsgeber“. Nadelimpulse bestehen nur aus positiven Halbwellen. Das hat den Vorteil, das sie sich im Tonkopf des aufzeichnenden Tonbands nicht auslöschen. Damit wurden Konstruktionen möglich, die den Tonrekorderstart mit dem Kamerastart zusammenlegen konnten. Nadelimpulse waren eine Spezialität der Firma Schmalstieg Elektronik Wien und derem „SYNPUTER“.

Damit wird auch deutlich: Wer analoge Aufzeichnungsgeräte für den Synchronton einsetzt, ist auf weiteres Equipment angewiesen. Wer einen digitalen Rekorder hat, kann die Datei ohne weiteres ins Schnittprogramm einladen. Wichtig ist: der Film muss abgetastet werden, sprich in digitaler Form vorliegen. Ansonsten braucht man einen Schneidetisch und eine Arbeitskopie. Schneidetische gelten nicht unbedingt als filmschonend. Ein wertvolles Original – ein solches stellt der im Amateurbereich gern genutzte Umkehrfilm dar – sollte man nicht auf einem Schneidetisch abspielen. Hierfür bietet sich eher ein Filmprojektor an. Mit dem erwähnten „weiteren Equipment“ ist Synchrontechnik gemeint, also Synchronizer, die einen „Slave“ einem „Mastergerät“ hinterherregeln können. Zum Beispiel bei Ebay findet man regelmäßig Relikte dieser Systeme. Meistens fehlen schon die speziell beschalteten Kabel. Ohne die dazugehörenden Tonband oder Kassettengeräte oder Projektoren bzw. Betrachter sind solche Geräte leider nur noch Elektronikschrott.

Auch haben nur wenige der unzähligen Systeme richtig funktioniert. Eines davon war der schon erwähnte „SYNPUTER“. Auch Pötter baute unter dem Namen PERFOMAT brauchbare Synchrontechnik. Ebensolches Renomee hatte die Firma Bröker. Bis in die jüngste Zeit gehalten hat sich die Firma Gebuhr aus Nürnberg. Deren MULTISYN Serie erfuhr ihre Krönung mit der Einführung des SynCD-Players. Das war ein modifizierter professioneller MARANTZ PMD-320 CD-Spieler. Diese Technik ist wichtig für die Hardcore-Pojektionisten unter den Filmern, die nur die echte Filmprojektion als das einzig Wahre akzeptieren. Man könnte den Prozess ja auch abkürzen. Einfach aus dem Schnittprogramm eine MP4 Datei – oder professioneller ProRes422 – rechnen lassen. Und mit einem Abspieler seiner Wahl auf einen guten 4K Beamer geben. Es muss ja nun nicht gleich ein DCP fürs Kino sein. Dabei hat eine Filmprojektion einen ganz eigenen Charme. Inzwischen sind wir die Bilder eines elektronischen Beamers gewohnt. Bildstand wie festgenagelt und auch sonst sieht das digitale Bild eher wie ein totes Standbild aus. Einer Filmprojektion sieht man dagegen an, das hier ein Bild nach dem anderen an die Wand geworfen wird. Zwischendurch deckt eine Blende den notwendigen Filmtransport ab. Besonders wenn man einen Filmprojektor ohne Film laufen lässt fällt auf: das Bild flimmert. Und zwar um so heftiger, je mehr Licht wir durch das Bildfenster schicken. Mit Film wird das ganze erträglicher. Mit dem so genannten Großflächenflimmern hatte auch das Kino zu kämpfen. Denn in den Multiplexen wurden schon damals brillante Bilder auf riesigen Leinwänden gewünscht. Ein echtes Qualitätskriterium ist der Bildstand. Ist der Projektor alt und verschlissen, läuft er nicht nur laut. Auch das Bild tanzt vertikal. Seitliches eiern deutet eher auf Mängel beim Perforieren des Films hin. Welche Kameras sich für synchronen Ton besonders eignen erfahren sie in einem weiteren Beitrag. (rg)

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